Artikel vom 22.09.2004 aus

Bürgerhaus: Alteigentümeransprüche werfen viele Fragen auf

Denkbar wäre künftig nur eine Spielstätte

Köthen/MZ
von Ute Hartling-Lieblang
Während bei der Stiftung Burgen, Schlösser und Gärten die Pläne für den Neubau einer Spielstätte reifen, die aus den Ruinen der ehemaligen Reithalle am Köthener Schloss wie Phönix aus der Asche steigen soll, bleibt die Zukunft des Köthener Bürgerhauses weiter ungewiss.
Auf dem ehemaligen Theater lasten Ansprüche von Alteigentümern, die seit einigen Jahren Investitionen in die Bausubstanz des Hauses verhindern. Der Landkreis möchte schließlich sein ohnehin knapp bemessenes Haushaltsgeld nicht in den Sand setzen. Andererseits kann der Bau der Konzerthalle am Schloss nur erfolgen, wenn auch ein rundherum ausgereiftes Nutzungskonzept für dieselbe auf den Tisch gelegt wird und sich ein Betreiber findet, der dieses umsetzt.
Da könnte man doch glatt Parallelen ziehen. Zumindest werden derzeit Stimmen in der Stadt laut, die meinen, man könnte das Theater zugunsten der künftigen Spielstätte aufgeben. Darauf festlegen will und kann sich der Leiter der Köthener Kulturstätten, Bodo Elze, dem acht kulturelle Einrichtungen und 29 Mitarbeiter, darunter drei ausgebildete Bühnentechniker, unterstehen, natürlich nicht. Das liegt nicht in seiner Kompetenz.
Fest steht aber seit Ende des vergangenen Jahres, so Elze, dass 37 Prozent der Anteile am Bürgerhaus-Gebäude dem Aktionär Ignaz Nacher (Jewish Claims Conference) gehören. Zur Zeit werde geprüft, ob weitere Anteile an ein Berliner Bankhaus übertragen werden müssen. Das hieße, dass dem Landkreis Köthen dann nur noch die Nebengebäude (Seitenbühne) samt Grundstück (Hof) gehören würden.
Da aber die Alteigentümer wohl kaum ein Interesse an der Immobilie haben, sondern eher auf den Gegenwert in Euro aus sind, komme es vermutlich zur Zwangsversteigerung des Hauses, schätzen Insider ein. Nutznießer wäre der Landkreis allerdings erst in der zweiten Instanz. Denn während das Haus bei der ersten Versteigerung noch 50 Prozent des Verkehrswertes erbringen müsste, wären bei der zweiten Zwangsversteigerung nur noch die Kosten des Verfahrens auf den Tisch zu legen. Fraglich bleibt aber auch, ob sich außer dem Landkreis doch noch ein anderer Interessent findet.
Vorstellen könnte sich Bodo Elze einen Umzug in die neu entstehende Spielstätte am Schloss schon, obwohl "wir solche Bedingungen wie im Theater dort nicht hätten", sagt er. Eine 210 Quadratmeter große Bühne wie im Bürgerhaus fände man kaum irgendwo, und auch der funktionale Theatersaal sei ideal für hiesige Veranstaltungen. Außerdem seien die bühnentechnische Beschallung und Beleuchtung erst nach der Wende erneuert worden, gibt der Leiter der Kulturstätten zu bedenken. Doch darüber müssen sich schließlich und allein Stadt- und Landkreisspitze Gedanken machen.

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